"Ersparungs-Classe" Als Bank für "kleine Leute": 1778 wurde in Hamburg die erste Sparkasse der Welt gegründet
1778 entstand eine neuartige Bank. Die "Ersparungs-Classe" sollte auch Menschen mit geringem Einkommen vor Armut schützen. Das Konzept der Sparkassen war geboren.
Von Detlev Kraack
Seit der Bankenkrise sind wir mit Kritik an den großen Geldhäusern dieser Welt rasch bei der Hand. Vornehmlich mit lukrativen Investmentgeschäften befasst, auf Gewinnmaximierung und auf die Steigerung des eigenen Börsenwertes fixiert sind diese zum Sinnbild für den entmenschlichten Kapitalismus geworden. Die Gier der Manager hat das Vertrauen in eine ganze Branche erschüttert, und so machen das Platzen der Spekulationsblasen und das massenhafte Auflaufen fauler Kredite auch den satzungsgemäß auf das Gemeinwohl verpflichteten Sparkassen schwer zu schaffen.
Dabei lässt ein Blick auf die Geschichte dieser Institute eine gänzlich andere Ausgangslage und Geschäftsphilosophie erkennen, der sich die Häuser in ihrer Grundhaltung meist immer noch verpflichtet fühlen. Am Anfang standen in der lokalen Wirklichkeit verankerter Bürgersinn, die Orientierung am Gemeinwohl und die Idee der Hilfe zur Selbsthilfe.
Dies galt bereits für die im Jahre 1778 auf Initiative der Patriotischen Gesellschaft in Hamburg gegründete „Ersparungs- Classe für fleißige Personen beyderlei Geschlechts“. Mit dieser war vor 240 Jahren in der aufstrebenden Elbmetropole in enger Anlehnung an die Ideen der Aufklärung und mit Blick auf die Nöte und Bedürfnisse auch der „kleinen Leute“ die erste Sparkasse der Welt entstanden.
"Ersparungsclasse" sollte Menschen vor Armut schützen
Dadurch, dass man den weniger finanzkräftigen Einwohnern der Stadt gegen eine gewisse Verzinsung die Anlage auch kleiner Beträge ermöglichte, wollte man sie gleichzeitig zum Maßhalten und zur Sparsamkeit anhalten und ihnen die Möglichkeit eröffnen, wirtschaftlich schwierige Zeiten durch die Bildung von Rücklagen zu überstehen. Im Kern ging es darum, Menschen vor unverschuldeter Armut zu schützen und der Massenverelendung vorzubeugen.
In der zeitgenössischen Satzung der gemeinnützigen Einrichtung liest sich das wie folgt: „Die Ersparungsclasse ist zum Nutzen geringer fleißiger Personen beiderlei Geschlechts, als Dienstboten, Tagelöhner, Handarbeiter, Seeleute, errichtet, um ihnen die Gelegenheit zu bieten, auch bei Kleinigkeiten etwas zurückzulegen und ihren sauer erworbenen Not- und Brautpfennig sicher zu einigen Zinsen belegen zu können, wobei man hoffet, dass sie diese ihnen verschaffte Bequemlichkeit sich zur Aufmunterung gereichen lassen mögen, um durch Fleiß und Sparsamkeit dem Staate nützlich und wichtig zu werden.“
Das von der Patriotischen Gesellschaft in Hamburg zunächst im Rahmen ihrer „Allgemeinen Versorgungs-Anstalt“ betriebene Vorbild machte Schule und wurde auf mittlere Sicht auch andernorts zu einem äußerst erfolgreichen Instrument der lokalen Wohltätigkeit und Kreditversorgung. Denn von den Anfängen an waren die Sparkassen in gleich zweifacher Hinsicht dem Gemeinwohl verpflichtet. Zum einen konnten sie auf lokaler Ebene Kredite für wirtschaftliche und öffentliche Unternehmungen bereitstellen, zum anderen waren sie laut Satzung gehalten, ihre Gewinne zum Wohle der Allgemeinheit in Wohltätigkeit und Kulturförderung zu investieren.
1827 wurde die Idee neu aufgegriffen
Insofern konnte sich eine Kommune glücklich schätzen, wenn es vor Ort zur Gründung entsprechender Spar- und Leihkassen kam. Zwar wurde die in ihren Anfängen durchaus erfolgreiche Hamburger „Ersparungsclasse“ während der Franzosenzeit zu Beginn des 19. Jahrhundert zunächst wieder geschlossen, doch griffen sozial engagierte Bürger um den Hamburger Senator und späteren Bürgermeister Amandus Augustus Abendroth (1767-1842) die Idee im Jahre 1827 wieder auf und gründeten die Hamburger Sparkasse.
Diese eröffnete am 16. Juni 1827 von 16 bis 18 Uhr erstmals ihre beiden „Annahme-Bureaus“, darunter das Hauptbüro in dem bis heute erhaltenen Stadthaus am oberen Neuen Wall. Auch diese Einrichtung zielte auf die Unterstützung der ärmeren Bevölkerungsschichten und sollte Not und Armut lindern helfen. Wieder ging es darum, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten - hehre Prinzipien, denen sich die Haspa bis heute verpflichtet fühlt. Diese wurde übrigens schon im Jahre 1827 eine Sparkasse nicht nur für die Minderbemittelten, sondern für alle Bürger der Hansestadt, und zwar völlig unabhängig vom Geldbeutel und vom sozialen Status.
Die alten Ideale haben überdauert
So konnte die Haspa zu ihrem 50. Jubiläum 1877 die Errichtung einer gemeinnützigen Badeanstalt unterstützen und zu ihrem 75. Jubiläum 1902 insgesamt 100.000 Mark an 111 wohltätige Vereine und Einrichtungen verteilen. Was das soziale und das gemeinnützige Engagement der Haspa angeht, führt von damals eine direkte Linie ins Hier und Heute: So sind es derzeit jährlich mehrere Millionen Euro, die zur Förderung von Projekten in Sport, Kultur und Bildung sowie für soziale Zwecke bereitgestellt werden.
Darüber hinaus ist die Haspa Hausbank für 60.000 Hamburger Unternehmen und operiert als professioneller Netzwerker an der Schnittstelle zwischen der in Hamburg äußerst regen Startup-Szene und am Markt etablierten Unternehmen. In diesem Sinne regt sie wirtschaftliche Unternehmungen nicht zuletzt im Bereich der Digitalisierung an und trägt auf diese Weise nicht unerheblich zur Wertschöpfung in der Freien und Hansestadt Hamburg bei. – Als moderner Finanzdienstleister fühlt sich die Haspa bis heute den Idealen verpflichtet, die die Patriotische Gesellschaft vor 240 Jahren zur Gründung der ersten Sparkasse der Welt veranlassten.
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Author: Mrs. Jacqueline Daniels
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